Sunday, November 9, 2008

Mein Blog ist ein fröhlicher Blog

Vor langer, langer Zeit habe ich mal ein Interview mit Claudia Schiffer gelesen. In diesem gab sie an, dass in ihrer Ferienclique nur fröhliche Menschen Aufnahme fänden, Griesgräme müssen draußen bleiben. Diese Aussage fand ich damals affektiert.
Inzwischen sehe ich das ähnlich: Mein Blog ist verdammt nochmal ein fröhlicher Blog. Leider waren die blogwürdigen Neuigkeiten in letzter Zeit nicht fröhlich: Entlassungen, Entlassungen und dann noch die Sache mit der Wirtschaft. Mein Job und meine Bank haben bisher die Krise überstanden, trotzdem kein Anlass für einen fröhlichen Blogbeitrag.
Aber jetzt gibt es wieder Grund zum Lächeln, Barack Obama wurde zum vierundvierzigsten Präsidenten der USA gewählt.
Kalifornien ist einer der letzten Staaten in denen die Wahllokale schließen. Man musste nach der Arbeit also nicht so viel Zeit totschlagen bis feststand, dass Obama deutlich in Führung lag. San Francisco konnte sich beruhigt betrinken.
Die Rede von Obama in Chicago anlässlich seines Wahlsiegs habe ich in einer Kneipe mit gefällig-angeranzter Deko in Lower Haight gesehen. Alle Augen hingen an den beiden Fernsehern, es wurde geklatscht und alle waren sichtlich bewegt.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Steinmeier oder Merkel bei ihrem eventuellen Wahlsieg eine ähnliche Begeisterung auslösen würden. bestimmt nicht in einer Kneipe in der die Kellner Nietengürtel und Kajal tragen.
Wenig Begeisterung schlägt in San Francisco dem Erfolg der Proposition 8 entgegen. Mit der Wahl konnten die US-Bürger auch über föderale, bundesstaatliche und regionale Gesetzesänderungen abstimmen. Laut Proposition 8 soll in der kalifornischen Verfassung verankert werden, dass Männer und Frauen nur einander heiraten dürfen, aber nicht untereinander. Bis zum Wahltag war die gleichgeschlechtliche Ehe in Kalifornien anerkannt, jetzt ist das fraglich. 52% haben bei der Wahl mit „Yes“ gestimmt. Das ist knapp und das ist Schade.
Nicht durchgekommen hingegen ist der Gesetzesvorschlag die Kläranlage in San Francisco in „George W. Bush Sewage Plant“ umzubenennen.
Wer interessiert sich auch jetzt schon noch für Bush? Obama ist der nächste Präsident und der kann alles.
"Yes we can" und ich kann wieder bloggen.

Saturday, September 27, 2008

Du bist ein Schuhplattler

Letztes Wochenende war Anstich auf dem Oktoberfest in München. Ich war noch nie auf dem Oktoberfest in München - momentan ist München auch zu weit weg - aber ich habe die Konkurrenzveranstaltung im tourist club, dem Clubhaus der Naturfreunde/nature friends in Muir Woods, besucht.Das Fest wurde zwar nicht von mehreren Millionen Gästen besucht, die Kapazität war auf 1000 begrenzt, es kam aber doch zu echtem Oktoberfestgedränge, da das Clubhaus eher klein ist. Das Wetter war toll, die Blasmusik live, die Lage malerisch (fast wie in den Alpen) und es gab reichlich Bier, ein gelungenes Fest.
Um das Fest noch bayrischer zu gestalten führte eine Volkstanzgruppe aus Oakland Schuhplattler und andere bajuwarische (?) Tänze vor.Einige Besucher waren in Lederhose/Dirndl-Derivaten erschienen, so auch eine Gruppe von Kollegen. Leider darf ich das Foto nicht veröffentlichen („Don’t blog about this“)
Meine Kollegen haben mich auch mehrmals gefragt, ob das denn alles wie auf dem richtigen Oktoberfest ist, ob ich mich jetzt wie zu Hause fühle und ob ich mich jetzt stolz fühle (anlässlich des Schuhplattlers).
Ich habe dann natürlich erklärt, dass ich nicht aus Bayern komme und das es da wo ich herkomme keinen Schuhplattler gibt. Daraus habe ich gelernt, dass man sich Erörterungen geografischer Feinheiten auf jedem Oktoberfest sparen sollte sonst wird man zur Spaßbremse.

Monday, September 15, 2008

Surfin USA

Letzten Samstag habe ich mein Kayak-Können weiter ausgebaut (oder es versucht), ich habe einen Kurs in Kayak-Surfen absolviert. Begibt man sich in einem Kayak aufs Meer, trifft man irgendwann auf die Surfzone , z.B. wenn man an einem Strand landen möchte.
In der Kurszusammenfassung stand „You will get very wet“. Das stimmte, ich habe viel Zeit mit dem Kopf unter Wasser verbracht.
Ähnlich wie beim Wellenreiten muss man sich durch die Brandung kämpfen wenn man vom Strand weg will, will man in die andere Richtung versucht man eine schöne Welle zu erwischen die einem zum Strand trägt.
Letzten Sommer habe ich einen Ein-Tages Kurs in Wellenreiten in Santa Cruz belegt. Das war verdammt frustrierend. „Pop and Arch“ ist am Strand noch leicht zu üben, sobald sich das Brett auf dem Wasser befindet ist das eine sehr rutschige Angelegenheit.
Surft man mit einem Kayak, muss man nicht aufspringen, ein Problem weniger. Man kann sich darauf konzentrieren das Kayak zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Geschwindigkeit im richtigen Winkel in die Welle zu paddeln. Das geht immer noch häufig genug daneben aber ein paar Mal ist es mir tatsächlich gelungen eine Welle zum optimalen Zeitpunkt zu erwischen. Das ist ein tolles Gefühl, ich kann verstehen, dass man auf einer Welle eine Epiphanie erleben kann. Fotos habe ich leider keine gemacht, es war zu nass und zu anstrengend.

Monday, September 8, 2008

Wahlkampf in San Francisco

In San Francisco gibt es keinen richtigen Wahlkampf. Barack Obama hat in San Francisco schon gewonnen. Es gibt hier bestimmt ein paar Republikaner, die verstecken sich aber. Im Straßenbild sieht man viele Obama-Poster, auf Autos und Laptops prangen Obama-Aufkleber. Ich habe noch kein McCain-Poster oder -Aufkleber gesehen. Die McCain Unterstützer kenne ich nur aus der Zeitung oder dem Internet (Einer McCain Unterstützerin habe ich zumindest mal die Hand geschüttelt, meiner Ex-Chef-Chef-Chef-Chef-Chefin Meg).
An einen eher gemäßigten Ton im Wahlkampf gewohnt erstaunt mich die Polemik. Obama wird von der liberalen Medien Elite unterstützt die den kleinen Mann (Frau) aus Middle-America verachtet, falls McCain gewinnt liegt es nur an den reichen Weißen die ihn unterstützen, wie mir eine Kollegin letzte Woche versicherte.
Als Europäer weiß man ja immer alles besser und denkt sich besorgt, so kann kein Meinungsaustausch stattfinden, wenn man Leuten die andere Meinungen vertreten gar nicht zuhören muss. Meinungskundgebung ist auf jeden Fall angesagt. Bei keiner Wahl in Deutschland, die ich miterlebt habe, gab es für irgendetwas/irgendjemand eine solche Begeisterung wie sie hier für Barack Obama herrscht.
Ich würde auch Obama wählen. Das liegt aber vermutlich daran, dass ich vor meiner Abreise in den europäischen Geheimplan zur Schwächung der Vereinigten Staaten eingeweiht wurde.

Tuesday, September 2, 2008

White Water Kayaking/Labor Day

Gestern war Labor Day (Tag der Arbeit). Das ist in den USA ein nationaler Feiertag. Soweit ich es beobachten konnte, scheint Labor Day nicht die Bedeutung des 1. Mais zu haben. Labor Day ist das letzte lange Wochenende des Sommers. Alle Feiertage (mit Ausnahme des 4. Juli, 1. Januar und Weihnachten) in den USA sind beweglich und fallen immer auf einen Montag. Das ist eine schöne Entschädigung für die geringe Anzahl an Urlaubstagen (welche Krankheitstage mit einschließen). Es gibt fünf bewegliche Feiertag und damit fünf verlängerte Wochenende im Jahr. Die werden immer ein bisschen wie Sommerferienanfang begangen, alle haben Pläne und am Freitag-Abend gibt es einen Riesenstau.
Ich habe mein verlängertes Wochenende mit Fluß-Kayak fahren auf dem South Fork American River verbracht. Fluß-Kayaks sind klein, leicht und beweglich. Wenn diese Kayaks kentern dann drehen sie sich wirklich um und man hängt kopfüber im Fluss. Das kommt nicht so selten vor. Darum wird Rettung aus dieser Situation auch fleißig geübt. Es hat mich einiges an Überwindung gekostet die Kentermanöver zu üben. Man will nicht kopfüber im Fluss hängen, also warum freiwillig kentern?
Am zweiten Tag sind wir den Fluss heruntergefahren. Auf dem American River herrscht Hochbetrieb. Die meisten Besucher treiben in aufblasbaren Booten der verschiedensten Größen den Fluss hinunter, gerne auch lässig mit einer Dose Bier in der Hand. Da muss man nicht viel machen. In einem Kayak hingegen ist man mit dem Fluss auf Augenhöhe. Das ist toll. Man spürt die Stromschnellen und Strömungen, allerdings auch die Felsen, die einem im Weg ist.

Thursday, August 28, 2008

Das Wetter in San Francisco

Eigentlich wollte ich nach "Büroschluss" noch Laufen gehen und mich dann noch mit irgendwas Aufregendem zu Hause beschäftigen. Mit meinen Kontoauszügen oder dem Problem wie ich mein überflüssiges Bettgestell loswerde. Stattdessen sitze ich mit einem Bier und Salat im Duboce Park Cafe. Denn es ist 19:30 Uhr, ich bin in San Francisco und es ist NICHT nebelig und kalt!
Vieles an meinem ersten Sommer in San Francisco war bisher toll, das Wetter gehört nicht dazu.
Das liegt an der Lage zwischen Bucht und Meer und am Kalifornienstrom, kann man natürlich auf wikipedia nachlesen.
Im Juli und August war es tagsüber in San Jose sehr warm. Sobald ich am Abend aus dem Shuttle in San Francisco stieg war es kalt, kalt, kalt und neblig. Das ist sehr deprimierend. September und Oktober sollen angeblich die besten Monate in San Francisco sein, warm und ohne Nebel. Ich bin gespannt, ob das stimmt.

Monday, August 25, 2008

Paddeln auf dem Pazifik

Ich habe keinen Fernseher, daher habe ich die Olympiade komplett verpasst.
Um das zu kompensieren habe ich, getreu dem olympischen Motto „Dabei sind ist alles“, eine neue Sportart ausprobiert (See)-Kajak. Ich bin zwar schon einmal vorher Kajak gefahren, das war aber ohne sportlichen Anspruch.
Um zu lernen wie man richtig paddelt habe ich am gestrigen Sonntag den Kurs „Beginning Sea Kayaking“ in Half Moon Bay besucht.
Vorwärts paddeln, rückwärts paddeln, seitwärts paddeln, drehen: Das kann man alles irgendwie machen, es gibt aber auch Techniken. Man bewegt sich nicht durch Armkraft vorwärts sondern durch Oberkörper-Rotation.
Höhepunkt des Kurses wie bei allen Wassersportarten: Die Rettungsmanöver.
Kentern, Boot umdrehen und elegant an Bord robben.
Kalifornien ist angeblich einer der besten Gegenden um See-Kajak zu fahren, das sollte ich ausnutzen.

Sunday, August 24, 2008

My beat is correct

Dieses Wochenende findet im Golden Gate Park in San Francisco ein dreitägiges Musikfestival, Outside Lands, statt. Drei Tage sind lang (und teuer), ich habe mir eine Karte für den gestrigen Freitag gekauft.
Manu Chao, Beck und Radiohead waren die Hauptattraktionen. Die Fläche war zwar großzügig, trotzdem war es wahnsinnig voll. Angeblich waren 60.000 Besucher da. Wir haben uns zuerst Beck angeschaut. Das Konzert fand auf einer Nebenbühne statt, der Menschenandrang war noch nicht so groß. Gesehen habe ich Beck aber trotzdem nicht, nur gehört.
Bei einem Festival geht es aber nicht nur darum was zu sehen, Bier trinken, sich an der frischen Luft erfreuen und mit 60.000 Menschen gemeinsam etwas zu erleben, sind auch Gründe 95 Dollar auszugeben.
Radiohead spielten am Abend auf der Hauptbühne auf dem Baseballfeld, zu dem Zeitpunkt spielte keine andere Band mehr. Wir hatten zu Anfang noch einen relativ bühnennahen Platz. Wirklich was sehen konnte man von dort aber auch nicht. Bier trinken wird mit der Zeit problematisch, darum mussten wir den Platz auf meinen Wunsch hin aufgeben und den Weg zum Rand des Baseballfeldes antreten. Es war ganz furchtbar, so viele Menschen, zwischendurch dachte ich, wir kommen hier nie, nie wieder raus. Wir sind aber rausgekommen und haben den Rest des Konzertes vom Rand aus gesehen. Zweimal während des Konzertes ist die Anlage ausgefallen. Da wurde einem klar, wie weit weg man von der Bühne steht, alles was ankam war ein leises Scheppern. Wenn die Anlage lief, war der Klang wirklich gut.
Trotz kurzfristiger Enochlophobie war es ein tolles Konzert. Beck hätte ich lieber in einem kleineren Rahmen gesehen. Sein neues Album „Modern Guilt“ hat mich während einer stundenlangen Fahrt durch zähfließenden Verkehr nach Fresno vor dem Wahnsinn bewahrt. Außerdem hätte ich gerne überprüft ob er immer noch die schlimme Frisur aus dem Promo-Video hat.

Sunday, August 17, 2008

Unter Bären

Ich habe meinen Blog schon länger nicht mehr aktualisiert, dabei ist das Leben in Kalifornien weiter spannend.
Vorletztes Wochenende habe ich meine erste Nacht in der kalifornischen Wildnis verbracht. Für viele bestimmt nichts besonderes, ich habe keine Outdoor-Vergangenheit, es war also aufregend für mich. Wir waren drei Tage lang im Yosemite National Parc, allerdings diesmal nicht im Valley, wie beim letzten Mal, sondern in Tuolumne Meadows, im Hochland. Möchte man im Yosemite Parc in der Wildniss übernachten, benötigt man einen Permit. Ich habe versucht einen Permit telefonisch zu erhalten, das ist aber schwer, da die Permits für die beliebten Gegenden immer schnell weg sind. Zudem war die Rangerstation in der Woche vor unserem Trip nicht mehr telefonisch zu erreichen, da Waldbrände die Telefonleitung beschädigt hatten. Wir sind ohne Permit angereist. Nach der ersten Nacht im Housekeeping Camp (nicht zu empfehlen) und einer zweiten Nacht auf dem Camping Platz in Tuolumne Meadows hat es dann doch noch geklappt. Durch frühes Aufstehen und frühes in der Schlange stehen haben wir einen Permit erhalten.
Yosemite National Parc ist Bärenland, daran wird man ständig per Schild erinnert. Für eine Nacht in der Wildniss muss man eine approved bear box mitbringen, da achten die Ranger besonders drauf. In den Yogi Bär-Filmen war die Konstellation Bär-Picknickkorb-Ranger eher lustig, in der Realität ist das nicht ganz so lustig. Bären, die die Scheu vor Menschen verloren haben und immer wieder menschliche Nähe suchen um an Futter zu kommen, werden erschossen. Um den Bär nicht in Versuchung zu führen, müssen alle Nahrungsmittel und Kosmetik nachts in der Bear Box aufbewahrt werden.
Ich habe in der Nacht nicht besonders gut geschlafen. Bestimmt fünfmal habe ich einen Bären vor dem Zelt gehört. Wahrscheinlich aber hat uns kein einziger Bär in der Nacht besucht. (Es waren keine Spuren zusehen und die bear box war auch noch an Ihrem Platz). Ohne Bärenbegegnung war das Wildnis-Erlebnis nicht zu wild sondern genau richtig, mit abendlichem Lagerfeuer und Schwimmen im Bergsee.

Monday, July 21, 2008

Besuch aus Sydney

Dieses Wochenende wurde San Francisco von Kollege Thomas aus Sydney besucht. Thomas und ich sind fast zur selben Zeit „ausgesiedelt“. Sydney hat auch einiges zu bieten, hat ebenfalls eine Bucht und eine Brücke. Darum wollte ich mir Mühe geben mit der Sightseeing Planung und ich habe ja dieses neue Buch mit den 101 Hikes, von denen noch 100 auf mich warten. Für den Sonntag hatte ich einen Hike in Point Reyes National Seashore mit angeblich nahezu 100 % Wapiti-Hirsch- Sichtungswahrscheinlichkeit herausgesucht. Während der Fahrt wurde jedoch klar, dass wir viel zu lange brauchen würden. Wir wollten den Sonntag nicht im Auto verbringen, daher haben wir uns für einen näheren und kürzeren Trail in Point Reyes National Seashore mit Strandzugang entschieden. Wir hatten eine (Wapiti?)-Hirschsichtung! Nach 10 Minuten kreuzte eine Mutter mit drei Jungtieren unseren Weg. Die Wanderung war entspannte, zumeist flache, 5 Meilen lang während der wir unsere Führerschein-, Wohnungsuche-, Arbeiten im Ausland und neue Heimatstadt kennenlernen-Erfahrungen austauschen konnten

Thursday, July 17, 2008

101 Great Hikes

Wasserfälle, Red Wood-Wälder, Strände, Berge: In San Francisco hat man alles vor der Haustür. Um mich anzuspornen habe ich mir das Buch „101 Great Hikes of the San Francisco Bay Area“ zugelegt.
Letzten Samstag bin ich mit dem Matt Davis and Steep Ravine Loop im Mount Tamalpais Park , den ersten der 101 Wanderwege gewandert (oder den ersten der 101 Hikes gehiked, ist sprachlich gewagter). Ein 7,8 Meilen Weg mit Mittagspause am Strand.
Meine neue Kamera konnte den Ausflug nicht so ganz genießen. Der Himmel war milchig bewölkt. Gut für den Teint, beeindruckende Fotos kann man so nicht machen.

Thursday, July 10, 2008

Bombenstimmung

Gestern war ich nach der Arbeit mit ein paar Kollegen in einem Yuppie-Biergartens um den lauen Sommerabend zu genießen. Als mich der nette Taxifahrer um 22:30 zu Hause absetzte, war meine Straße mit gelbem „Do not cross“ Band abgesperrt, ganz wie im Fernsehen. Der nächststehende Polizisten erklärte mir, es gäbe eine „situation“ und ich müsste mir für die nächsten paar Stunden einen anderen Ort aussuchen „to hang out“. Er hatte auch gleich einen Vorschlag; den nahegelegenen Safeway Supermarkt.
Auch nach dem Einkauf bei Safeway hatte sich die Situation nicht verändert, also habe ich mich in die Bar an der Straßenecke gesetzt. Dort konnte ich auch Näheres erfahren, jemand hatte einen Koffer mit Handschellen an ein Haus in der Straße befestigt.
Wirklich seltsam fand ich, dass es sich bei diesem Haus um das Haus handelte in dem sich die Bar befindet in der ich zu dem Zeitpunkt saß. (Der Eingang der Bar geht zur anderen Strassenseite hinaus.) Zwei Bier und 1,5 Stunden später, kurz nach 24:00 Uhr, konnte man eine kleine Detonation hören, die Polizei hatte den Koffer gesprengt. Ca. 20 Minuten später war die Straße dann wieder frei.
Ob das jetzt ein typisches USA-Erlebnis oder ein typisches "nach 9/11"-Erlebnis ist weiß ich nicht. Ich habe schon in Schule, Uni und Dreilinden Evakuierungen wegen Bombendrohung erlebt. Ich war allerdings noch nie in der Nähe einer Bombensprengung. Ich habe leider vergessen Fotos der mutmaßlichen Bombe zu machen, zum Glück wird heutzutage über jede Nichtigkeit gebloggt, eine Nachbarin hat die Ereignisse (mit Fotos) festgehalten.

Saturday, July 5, 2008

Independence Day im Nebel

Dieses Wochenende ist ein langes Wochenende in den USA, gestern war der 4. Juli, der Nationalfeiertag. Amerikaner- das ist jetzt keine Überraschung- sind patriotischer als Deutsche. Der 4 Juli wird anders gefeiert als der 3. Oktober, rot, weiß und blau sind die dominierenden Farben des Tages.
Ich habe den freien Tag dazu genutzt um mit einem Kollegen aus Dreilinden eine Fahrradtour von San Francisco nach Sausalito zu unternehmen. Bei dieser Tour fährt man über die Golden Gate Bridge. Während der Fahrt bieten sich viele Gelegenheiten für Golden Gate Bridge/San Francsico/Bucht und Alcatraz Fotos. Leider habe ich vor ein paar Tagen meine Kamera im eBay-Shuttle liegen lassen und es hat sich kein ehrlicher Finder gefunden. Aus Verzweiflung habe ich die alte (Analog)-Spiegelreflexkamera, die ich mal meinem Vater abgeschwatzt habe, mitgenommen. Ich konnte mich kaum noch erinnern wie man einen Film einlegt.
Am Abend waren wir am Pier 39 um das traditionelle Feuerwerk zu erleben. Leider war gestern ein typischer Sommerabend in San Francisco, es war sehr nebelig. Das Feuerwerk wurde dadurch beeinträchtigt. Trotzdem waren Menschenmassen zum Pier 39 gekommen. Bei der Gelegenheit habe ich ein neues Wort gelernt: „Bridge and Tunnel crowd“, denn nur die schauen sich das Feuerwerk an, als San Franciscoaner weiß man, dass sich das nicht lohnt.

Wednesday, July 2, 2008

Developers Conference und eBay Live 2008

Sight Seeing war in Chicago nur Nebensache, Hauptsache war die eBay Developers Conference und die eBay Live.
Auf der Developers Conference war ich, da Projekt Echo vorgestellt wurde, an dem ich mitarbeite. Projekt Echo wird Verkaufsmanager und Verkaufsmanager Pro für Anwendungen von externen Entwicklern öffnen. Nutzer vom Verkaufsmanager können ohne eBay zu verlassen Anwendungen finden, sich anmelden und die Anwendungen direkt aus dem Verkaufsmanager heraus aufrufen. Die Betaversion wird Anfang nächsten Jahres veröffentlicht, Ende dieses Jahres wird eine Alpha-Version verfügbar sein, die nur einer begrenzten Anzahl von Nutzern zugänglich sein wird.
Auf der eBay Live musste ich richtig arbeiten: Standdienst am Seller Tool Pavillion und zwei Vorträge. Es war meine erste eBay Live in den USA, die Veranstaltung war zwar viel größer als die eBay Live in Düsseldorf aber nicht unterhaltsamer. Es war alles sehr ernsthaft, mit Ständen im Solution Center und Vorträgen, ich hatte mehr awesome und exciting erwartet. Die eBay Lives der letzten Jahre waren wohl auch viel bunter. Ist wahrscheinlich momentan nicht der richtige Zeitpunkt ein Fass aufzumachen. Der aus Düsseldorf bekannte clapping tunnel war aber trotzdem sehr lang und sehr excited.

Sunday, June 29, 2008

EM Finale in San Francisco

Hier in der Gegend interessiert man sich mehr für Baseball,Basketball und Eishockey als für Fußball, trotzdem war es heute nicht einfach eine Kneipe/Bar mit Live-Übertragung zu finden, in die man sich noch hineinquetschen konnte. Die zwei Bars mit Live Fußball Übertragung in der Haight Street waren beide überfüllt.
Daraufhin habe ich mich mit den üblichen Deutschen zum Goethe-Institut
zusammentelefoniert. Das war aber auch ein Reinfall. Das Goethe- Institut bot
einen Mini-Fernseher und eine missgelaunte Gruppe spaßfreier Deutscher
(stand ja auch schon 1:0 für Spanien). Wir haben dann doch noch einen Irish Pub gefunden, indem wir an die Wand gedrückt die zweite Halbzeit anschauen konnten. So toll war es dann ja nicht, aber der spanische Tisch vor uns hat sich sehr gefreut.

Vollkommen unbeeindruckt vom EM Finale wurde dieses Wochenende in San Francisco Gay Pride (politisch korrekt LGBT Pride) gefeiert. Die ganze Innenstadt war ein Volksfest, um beim Fußball zu bleiben; es waren WM-Fanmeile-in-Berlin-2006 Ausmaße.
Ein großes Thema war die Ehe, seit dem 17 Juni erkennt Kalifornien die gleichgeschlechtliche Ehe an. Das neue Gesetz steht aber auf der Kippe, Gegner haben genügend Stimmen für einen Volksentscheid gesammelt. Kalifornier können bei der Präsidentenwahl am 4.11 auch darüber abstimmen ob ein Verbot der gleichgeschlechtlichen Ehe in der kalifornischen Verfassung verankert wird.
Ich hoffe für alle Frischvermählten, dass der Volksentscheid abgelehnt wird. Junges Eheglück zu stören ist unromantisch.

Thursday, June 26, 2008

Chicago

Die vergangene Woche habe ich in Chicago, auf der eBay Developers Conference und der eBay Live, verbracht. Ich habe natürlich nicht nur Sightseeing gemacht sondern auch gearbeitet. Aber ich decke erstmal den bunten Teil ab.
Chicago ist sehr vertikal, 1076 Hochhäuser prägen das Stadtbild, der Sears Tower war immerhin 23 Jahre das höchste Gebäude der Welt.
„Public art“ wird in Chicago von der Stadt und ansässigen Firmen gefördert.
Jeder Chicago Besucher ist begeistert vom Cloud Gate im Millenium Park, einer 110 Tonnen schwere Skulptur aus Edelstahl, auch als „the bean“ bezeichnet.
Cloud Gate lässt sich schwer fotografieren und schwer beschreiben.Durch die Form und den Schliff des Edelstahls wird der umstehende Platz mit Hochhäusern und Menschen eingefangen und in einer anderen Perspektive zurückgespiegelt. Man hat somit zwei Ansichten derselben Sache.
Chicago liegt im mittleren Westen, dank des Lake Michigan stellen sich aber an einem schönen Sommertag Mittelmeer-Gefühle ein. Um Besucher und Einwohner zu unterhalten wird den Sommer hindurch zweimal in der Woche ein Feurwerk am Navy Pier abgefackelt. Die „Brot statt Böller“ Fraktion ist in Chicago anscheinend nicht vertreten. Die Team interne Abschlussveranstaltung für die Developers Conference war eine Fireworks and Cocktail Cruise auf dem Lake Michigan.
Beim Anblick der nächtlichen, erleuchteten Hochhäuser sagte ein Kollege der neben mir stand, bei diesem Anblick hätte man das Gefühl, dass man alles erreichen könnte. Ein ähnliches Gefühl hätten sicher europäische Einwanderer um die Jahrhundertwende empfunden als sie zum ersten Mal die Skyline von New York mit der Freiheitsstatue erblickten.
Anders als die europäischen Einwanderer die wahrscheinlich erschöpft und ausgehungert zum ersten Mal ihre neue Heimat erblickten hatte ich bereits meinen dritten Cocktail in der Hand. Die leichte Betäubung durch den Alkohol ermöglichte es mir meinem Kollegen voller Überzeugung zuzustimmen. Wieder nüchtern fallen mir all die Gründe gegen Hochhäuser ein: Feuer, Versorgungsschächte voller Ungeziefer, entfremdete Nachbarn.
Trotzdem eine nächtliche Skyline mit Hochhäusern hat was.
In Chicago scheint man nicht der Meinung zu sein, dass Alkohol die Stadt schöner macht. Öffentlicher Alkohol-Konsum ist untersagt. Als Deutscher regt einen ein warmer Sommerabend aber zum Biertrinken im Freien an. Mit einem Kollegen zusammen habe ich am Ufer vom Lake Michigan ein Bier getrunken. Das war jetzt wirklich nicht wahnsinnig öffentlich, es waren auch keine Kinder in der Nähe die Schaden auf Grund des schlechten Einfluss hätten nehmen können. Die Fahrradpolizeipatrouille sah das anders und hat uns einen Warrant verpasst. Beim zweiten Mal wären 100 bis 500 Dollar Strafe fällig gewesen. Die wollen wir nicht riskieren, in einem fremden Land hält man sich am Besten immer ans Gesetz.
In Köln wäre das nicht passiert.

Wednesday, June 11, 2008

Happy Birthday to me

Gestern hatte ich Geburtstag. Da das eigentlich kein schöner Anlass ist muss man feiern. Ich bin nicht abergläubisch und konnte deswegen am Sonntag vorfeiern. Kurzfristig habe ich zu einem Barbecue in Crissy Field eingeladen. Crissy Field war mal Teil einer Luftwaffen-Basis und ist heute ein beliebter Park. Crissy Field hat den Rufe der beste Platz für ein Barbecue in San Francisco zu ein und für meinen Geburtstag ist das Beste gerade gut genug.
Die Barbecue Area befindet sich direkt am Meer, mit Blick auf Alcatraz und die Golden Gate Bridge. Grillen darf man nur auf einer begrenzten Anzahl von dafür vorgesehenen Plätzen. Diese werden auf First come - first served Basis vergeben. Im Internet hatte ich den Tipp ergooglet um 7:00 Uhr morgens (!) hinzufahren um, wie auf Mallorca, einen Grillplatz durch das Auslegen einer Tischdecke zu reservieren und dann wieder zu gehen. Fand ich etwas früh, ich war erst um 8:30 Uhr da. Die besten Tische waren da tatsächlich schon markiert, die meisten Plätze waren aber noch frei.
Bis 11:00 Uhr habe ich die Meeresstimmung genossen, dann kam Susi (gerade zu Besuch aus Dreilinden) mit Ihrem Mietwagen. Ich konnte zurückfahren und das gekühlte Fleisch und Bier zu holen, die ersten Gäste trafen um 13:00 Uhr ein.
Crissy Fields ist wirklich ein grossartiger Platz für ein Barbecue: Bier trinken, Chips essen (die Fleischesser haben mein Grillgemüse nicht auf den Grill gelassen), im Gras sitzen, durch das Kindergeschrei hindurch das Meeresrauschen erahnen und die Golden Gate Bridge betrachten, das ist ein schöner Sonntag.
Bei den Verzehrmengen habe ich mich ein bisschen verschätzt, ich habe noch 26 Flaschen Bier übrig, genug für eine weitere Grill-Party. Einen eigenen Grill habe ich jetzt auch, nicht so einen großen Angebergrill (mit Deckel) wie Thomas sondern einen dezenten 30 Dollar Grill aus dem Baumarkt. Ich steh aber nicht noch mal um 7:30 Uhr auf um den Grillplatz zu reservieren.

Gestern, an meinem richtige Geburtstag, war ich mit Susi auf der Dachterasse vom Medjool essen. Warme Frühlings-
oder Sommerabende sind in San Francisco seltener als in Berlin. Es war also nicht selbstverständlich, dass wir den ganzen Abend draußen sitzen konnten. War halt mein Geburtstag.

Monday, June 2, 2008

Führerschein bestanden!

Kalifornien verlangt von allen Auto fahrenden Einwohnern den kalifornischen Führerschein. Als Tourist darf man fremdfahren, aber nicht als Einwohner.Fremd ist alles nicht-kalifornische, ein Führerschein aus Nevada gilt auch nicht.
Der Besuch einer Fahrschule ist kein Muss (auch nicht für richtige Anfänger), Prüflinge können sich zum theoretischen und praktischen Test anmelden wenn sie sich vorbereitet fühlen. Das macht den Führerschein billig.In der theoretischen Prüfung wird der Inhalt des California Drivers Handook per Multiple Choice Test abgefragt. Zur praktischen Prüfung muss man selber ein Auto mitbringen und sich von einem Führerschein-Inhaber begleiten lassen.
Mein Chef hat mir netterweise sein Auto zur Verfügung gestellt. Wir haben eine Stunde vor dem DMV Gebäude auf den Prüfer gewartet, die Prüfung ging dafür recht schnell. Ich musste vorführen wie man Licht, Scheibenwischer, Heizung, Blinker und Ähnliches bedient. Danach ließ mich der Prüfer 20 Minuten durch die Wohngebiete fahren und zum Abschluss parallel zur Bordsteinkante rückwärts fahren. Laut Auswertungsbogen hatte ich fünf Maneuver-Fehler: zu schnell gefahren, nicht in den Außenspiegel geguckt, Rückwärtsfahren war nicht parallel genug. Bestanden habe ich aber, man darf sich 15 von diesen Fehlern erlauben.
Der Führerschein ist in den USA das offizielle Dokument und Ersatz für den Personalausweis. Wenn man keinen Führerschein hat, kann man sich eine ID-Karte ausstellen lassen, die wird auch von der Führerscheinbehörde ausgestellt.
Mit dem Führerschein kann ich also auch inländisch fliegen und DVDs ausleihen.

Thursday, May 29, 2008

Shuttle der Träume

Autofahren in San Francsico ist toll! Die Hügel, die Aussicht von den Hügeln, das Meer, die Bucht, der Nebel der am Morgen und am Abend durch die Strassen wabert…
Ich habe trotzdem noch kein Auto. Ich scheue die Kosten, hatte noch keine Zeit mich damit zu beschäftigen (es ist nicht so leicht ohne Credit History eine Autoversicherung abzuschließen) und ich brauche kein Auto für den Weg zur Arbeit. Mein Arbeitgeber stellt einen kostenlosen Shuttle von San Francisco nach San Jose.
Ein Shuttle-Service ist Standard unter den Internet-Firmen in der Bay Area. Apple hat einen, Google selbstverständlich auch, angeblich hat sogar Youtube einen eigenen Shuttle.

Unser Shuttle fährt zweimal am Tag, morgens nach San Jose und am Abend wieder nach San Francisco. An meiner Haltestelle kommt der Bus um 7:25 Uhr vorbei. Von meiner Wohnung zu meiner Haltestelle sind es vier Blocks, wenn es sein muss, schaffe ich die in sechs Minuten.
Bei dem Shuttle handelt es sich um einen weißen Reisebus in dem ca. 50 Leute Platz haben.
Mein Plan war es, die Reisezeit von ca. einer Stunde sinnvoll zu nutzen, mit Arbeit (es gibt W-Lan) oder privater Lektüre. Das klappt aber nicht. Sanftes Schaukeln lässt nicht nur Babys einschlafen Ungefähr 10 Minuten nachdem der Bus losgefahren ist fallen mir die Augen zu.
Vielleicht schaffe ich es mit der Zeit wach zu bleiben. Aber auch so ist der Shuttle super: er spart Geld, ist umweltfreundlich und die zwei Stunden zusätzlicher Schlaf pro Tag sind bestimmt gut für den Teint.

Tuesday, May 27, 2008

Don't mess with the Berg


San Francisco ist schön, doch so richtig was vom Umzug nach Kalifornien hat man erst, wenn man hinaus fährt.
Ich habe mir vorgenommen, meine Sommer-Wochenenden mit modernen Outdoor-Aktivitäten zu verbringen: Hiking, Rafting, Mountain Biking und so weiter.
Letztes Wochenende wollte ich diesem Vorsatz gerecht werden. Mit zwei Kollegen bin ich in den Yosemite National Park gefahren; das Ziel für den Sonntag: Half Dome!
Ein 27 Kilometer langer Fußmarsch während dem man 1439 Höhenmeter überwindet.
Dem offiziellen Führer zu Folge benötigt man 10-12 Stunden, inoffiziellen Quellen zu Folge acht Stunden.
Leider hat es schon am Samstag geregnet, der Sonntag war nicht besser. Für Half Dome bedeutete das Schnee. Ca. zwei bis drei Meilen von der Spitze entfernt fing es mit Schneeregen an, der wurde dann zu starkem Schneefall.
Ideologisch waren wir gut versorgt, Günter kennt sich hervorragend in der Himalaya-Bergbezwingungs-Literatur. So schafften wir es trotz widriger Umstände fast bis zur Spitze. Erst zwei Ranger, die sich kurz vor dem letzten Stück (nackter Fels mit Kabeln an denen man sich hoch hangelt) postiert hatten und alle Bergwanderer zurückschickten, konnten uns stoppen.
Fotos von unserem Auf- und Abstieg.
Half Dome ist nicht abgehakt, ich muss es im Sommer noch mal versuchen.
Vielleicht besser so, sonst müsste ich mir als nächstes Ziel El Capitan vornehmen.

Wo ist hier San Francisco-Mitte?

Noch in Deutschland habe ich beschlossen nach San Francisco zu ziehen, obwohl das einen langen Arbeitsweg bedeutet.
Die Relocation-Agentur hatte mir eine Maklerin zur Seite gestellt, die mit mir auf Wohnungssuche ging. Gleich unser erster Ausflug war erfolgreich.
Dafür hat mich dann die Entscheidung den Mietvertrag zu unterschreiben eine Woche lang gequält. Meine neue Wohnung ist deutlich kleiner als meine Berliner Wohnung; Downgraden ist nicht schön. Allerdings kostet die Wohnung 2,5mal soviel wie meine Berliner Wohnung, in dieser Hinsicht also ein Upgrade.

Als ehemalige Berliner bin ich mir bewusst, dass die Gegend in der man wohnt entscheidend ist. Ob man sagt: „Ich wohne im Prenzlauer Berg“ oder „Ich wohne in Kreuzberg“ oder „Ich wohne in Steglitz“ führt zu einer anderen Einschätzung durch den Gesprächspartner.

Die Wohnungssuche in San Francisco beschränkte sich auf Wohnungen in Fußwegweite zu den Haltestellen des Shuttle-Buses mit dem ich jeden Tag nach San Jose fahre.
Die sozio-kulturelle Stellung meiner Nachbarschaft habe ich nicht berücksichtigt.
Die Bezirke in San Francisco scheinen eher folkloristisch begrenzt zu sein, es gibt unterschiedliche Definitionen der Grenzen. Bis heute habe ich nicht herausgefunden, in welchem Stadtteil ich wohne.
Ich war der Meinung ich ziehe nach Mission, dann schien es mir eher Castro zu sein. Wikipedia sagt ich wohne in Lower Haight, auch bekannt als Haight-Fillmore, wiederum ein Unter-Bezirk von Hayes Valley.
Ich wohne also irgendwie „dazwischen“, ich kann die Zentren von Lower Haight, Castro und Mission in wenigen Minuten zu Fuss erreichen.

Lower Haight ist ein bisschen verranzt („postpunk, bohemian“ sagt wikipedia).
Angeblich soll man sich nachts besser nicht auf der Strasse aufhalten.
Restaurants sind Imbisse, Bars sind Kneipen, auffällig ist die Friseursalon-Dichte. Die Bewohner kleiden sich geschickt nachlässig, Männer tragen gerne einen Pete-Doherty Hut.

Einen Block südlich beginnt The Castro. The Castro ist nicht verranzt sondern recht chic und schwul. Es gibt sehr viele Restaurants und fast alle sehen gut aus.
Ganz toll ist das Castro Kino. Das Kino hat einen sehr schönen Vorführraum und der wird gut genutzt! Ich gehe auf jeden Fall zum "Animals Attacking Humans" All-Day Five-Film Feast im Juli.

Im unteren Teil vom Mission District sind alle Geschäfte spanisch betitelt, auf der Strasse hört man mehr spanisch als englisch. Der obere Teil von Mission, rund um die Valencia Street, gilt als yuppifiziert. Hier konzentrieren sich die Bars und Restaurant die man besucht wenn man in der New Economy arbeitet, es nicht ganz so gediegen, sondern noch ein bisschen authentisch haben will. Ich war da natürlich auch schon unterwegs.
Ein paar Fotos meiner neuen Nachbarschaft.

Die Identität der Stadtteile in San Francisco ist viel stärker als in Berlin, zehn Minuten Fußweg und das Straßenbild hat sich komplett geändert.
Bis jetzt finde ich, ich habe mich bei der Wohnungssuche gut entschieden, dass bleibt hoffentlich auch so, nachdem ich meine neue Gegend besser kennen gelernt habe.

Thursday, May 8, 2008

Siebendundsiebzig Kisten und eine halbe Flasche Sprudel

Laut Aussage eines lieben Freundes haben 80 % aller Social Network Profile entweder “Fight Club” oder “Gladiator” als Eintrag unter der Rubrik Lieblingsfilm. Das hat er während einer Wochenendrecherche herausgefunden.
In den zwei Wochen vor meiner Abreise aus Berlin musste ich gelegentlich an Fight Club denken. Noch relativ zu Anfang wird die Wohnung von Edward Norton in einer Gasexplosion vernichtet. Alle Ikea-Moebel und seine gesamte Garderobe verbrennen. Danach ist er frei, zieht mit Brad Pitt zusammen und plant den Zusammenbruch des internationalen Kreditwesens.Die Explosion sieht im Film so schick aus! Ein Knall und alles ist weg.

Ich musste ganz unschick selber meine Wohnung aufräeumen, um den guten Kram (mitnehmen) vom schlechten Kram (loswerden) zu trennen.
Zwei Fahrten zum Recyclinghof, gefühlte 100 Säcke für den Rote Kreuz-Container, zwanzig eBay- und Kijiji-Verkäufe später kamen die von der Umzugsagentur beauftragten Einpacker immer noch auf siebenundsiebzig Kisten.
Abgesehen vom Ausmisten musste ich bei meinem Umzug nicht selber Hand anlagen. Die Umzugsagentur hat den Rest erledigt. Alles wurde eingepackt, sogar mein alter Schrubber (hatte eine extra Kiste ganz für sich alleine) und eine angebrochene Flasche Sprudelwasser.

Meine siebenundsiebzig Kisten wurden in einen Seecontainer verladen, der wurde verplombt. So gesichert waren meine Kisten sechs Wochen unterwegs, danach musste ich ihnen wieder ein zu Hause bieten. Leider ist meine Wohung in San Francisco deutlich kleiner als meine Wohnung in Berlin. Irgendwie hat es aber geklappt, ich kann inzwischen wieder den Boden meiner Wohnung sehen.

“The things you own, end up owning you”, hört sich an, wie der Skype-Spruch von Leuten die Social Network-Profile vollständig ausfüllen, ist aber trotzdem wahr.

Ich ziehe um

Selbe Firma, neues Land.
San Jose statt Dreilinden, San Francisco statt Berlin. Eigentlich wollte noch Thomas, der geraden nach Sydney "relocatet" wurde, mitbloggen. Daher der Name (Ost=Sydney, West=San Francisco). Thomas hat jetzt aber seinen eigenen Blog. Berlin geht aber auch irgendwie als Ost durch und San Francisco ist eindeutig West, der Name passt trotzdem.