Noch in Deutschland habe ich beschlossen nach San Francisco zu ziehen, obwohl das einen langen Arbeitsweg bedeutet.
Die Relocation-Agentur hatte mir eine Maklerin zur Seite gestellt, die mit mir auf Wohnungssuche ging. Gleich unser erster Ausflug war erfolgreich.
Dafür hat mich dann die Entscheidung den Mietvertrag zu unterschreiben eine Woche lang gequält. Meine neue Wohnung ist deutlich kleiner als meine Berliner Wohnung; Downgraden ist nicht schön. Allerdings kostet die Wohnung 2,5mal soviel wie meine Berliner Wohnung, in dieser Hinsicht also ein Upgrade.
Als ehemalige Berliner bin ich mir bewusst, dass die Gegend in der man wohnt entscheidend ist. Ob man sagt: „Ich wohne im Prenzlauer Berg“ oder „Ich wohne in Kreuzberg“ oder „Ich wohne in Steglitz“ führt zu einer anderen Einschätzung durch den Gesprächspartner.
Die Wohnungssuche in San Francisco beschränkte sich auf Wohnungen in Fußwegweite zu den Haltestellen des Shuttle-Buses mit dem ich jeden Tag nach San Jose fahre.
Die sozio-kulturelle Stellung meiner Nachbarschaft habe ich nicht berücksichtigt.
Die Bezirke in San Francisco scheinen eher folkloristisch begrenzt zu sein, es gibt unterschiedliche Definitionen der Grenzen. Bis heute habe ich nicht herausgefunden, in welchem Stadtteil ich wohne.
Ich war der Meinung ich ziehe nach Mission, dann schien es mir eher Castro zu sein. Wikipedia sagt ich wohne in Lower Haight, auch bekannt als Haight-Fillmore, wiederum ein Unter-Bezirk von Hayes Valley.
Ich wohne also irgendwie „dazwischen“, ich kann die Zentren von Lower Haight, Castro und Mission in wenigen Minuten zu Fuss erreichen.
Lower Haight ist ein bisschen verranzt („postpunk, bohemian“ sagt wikipedia).
Angeblich soll man sich nachts besser nicht auf der Strasse aufhalten.
Restaurants sind Imbisse, Bars sind Kneipen, auffällig ist die Friseursalon-Dichte. Die Bewohner kleiden sich geschickt nachlässig, Männer tragen gerne einen
Pete-Doherty Hut.
Einen Block südlich beginnt
The Castro. The Castro ist nicht verranzt sondern recht chic und
schwul. Es gibt sehr viele Restaurants und fast alle sehen gut aus.
Ganz toll ist das
Castro Kino. Das Kino hat einen sehr schönen Vorführraum und der wird gut genutzt! Ich gehe auf jeden Fall zum "Animals Attacking Humans" All-Day Five-Film Feast im Juli.
Im unteren Teil vom
Mission District sind alle Geschäfte spanisch betitelt, auf der Strasse hört man mehr spanisch als englisch. Der obere Teil von Mission, rund um die Valencia Street, gilt als yuppifiziert. Hier konzentrieren sich die Bars und Restaurant die man besucht wenn man in der New Economy arbeitet, es nicht ganz so gediegen, sondern noch ein bisschen authentisch haben will. Ich war da natürlich auch schon unterwegs.
Ein paar Fotos meiner neuen Nachbarschaft.
Die Identität der Stadtteile in San Francisco ist viel stärker als in Berlin, zehn Minuten Fußweg und das Straßenbild hat sich komplett geändert.
Bis jetzt finde ich, ich habe mich bei der Wohnungssuche gut entschieden, dass bleibt hoffentlich auch so, nachdem ich meine neue Gegend besser kennen gelernt habe.