Thursday, May 29, 2008

Shuttle der Träume

Autofahren in San Francsico ist toll! Die Hügel, die Aussicht von den Hügeln, das Meer, die Bucht, der Nebel der am Morgen und am Abend durch die Strassen wabert…
Ich habe trotzdem noch kein Auto. Ich scheue die Kosten, hatte noch keine Zeit mich damit zu beschäftigen (es ist nicht so leicht ohne Credit History eine Autoversicherung abzuschließen) und ich brauche kein Auto für den Weg zur Arbeit. Mein Arbeitgeber stellt einen kostenlosen Shuttle von San Francisco nach San Jose.
Ein Shuttle-Service ist Standard unter den Internet-Firmen in der Bay Area. Apple hat einen, Google selbstverständlich auch, angeblich hat sogar Youtube einen eigenen Shuttle.

Unser Shuttle fährt zweimal am Tag, morgens nach San Jose und am Abend wieder nach San Francisco. An meiner Haltestelle kommt der Bus um 7:25 Uhr vorbei. Von meiner Wohnung zu meiner Haltestelle sind es vier Blocks, wenn es sein muss, schaffe ich die in sechs Minuten.
Bei dem Shuttle handelt es sich um einen weißen Reisebus in dem ca. 50 Leute Platz haben.
Mein Plan war es, die Reisezeit von ca. einer Stunde sinnvoll zu nutzen, mit Arbeit (es gibt W-Lan) oder privater Lektüre. Das klappt aber nicht. Sanftes Schaukeln lässt nicht nur Babys einschlafen Ungefähr 10 Minuten nachdem der Bus losgefahren ist fallen mir die Augen zu.
Vielleicht schaffe ich es mit der Zeit wach zu bleiben. Aber auch so ist der Shuttle super: er spart Geld, ist umweltfreundlich und die zwei Stunden zusätzlicher Schlaf pro Tag sind bestimmt gut für den Teint.

Tuesday, May 27, 2008

Don't mess with the Berg


San Francisco ist schön, doch so richtig was vom Umzug nach Kalifornien hat man erst, wenn man hinaus fährt.
Ich habe mir vorgenommen, meine Sommer-Wochenenden mit modernen Outdoor-Aktivitäten zu verbringen: Hiking, Rafting, Mountain Biking und so weiter.
Letztes Wochenende wollte ich diesem Vorsatz gerecht werden. Mit zwei Kollegen bin ich in den Yosemite National Park gefahren; das Ziel für den Sonntag: Half Dome!
Ein 27 Kilometer langer Fußmarsch während dem man 1439 Höhenmeter überwindet.
Dem offiziellen Führer zu Folge benötigt man 10-12 Stunden, inoffiziellen Quellen zu Folge acht Stunden.
Leider hat es schon am Samstag geregnet, der Sonntag war nicht besser. Für Half Dome bedeutete das Schnee. Ca. zwei bis drei Meilen von der Spitze entfernt fing es mit Schneeregen an, der wurde dann zu starkem Schneefall.
Ideologisch waren wir gut versorgt, Günter kennt sich hervorragend in der Himalaya-Bergbezwingungs-Literatur. So schafften wir es trotz widriger Umstände fast bis zur Spitze. Erst zwei Ranger, die sich kurz vor dem letzten Stück (nackter Fels mit Kabeln an denen man sich hoch hangelt) postiert hatten und alle Bergwanderer zurückschickten, konnten uns stoppen.
Fotos von unserem Auf- und Abstieg.
Half Dome ist nicht abgehakt, ich muss es im Sommer noch mal versuchen.
Vielleicht besser so, sonst müsste ich mir als nächstes Ziel El Capitan vornehmen.

Wo ist hier San Francisco-Mitte?

Noch in Deutschland habe ich beschlossen nach San Francisco zu ziehen, obwohl das einen langen Arbeitsweg bedeutet.
Die Relocation-Agentur hatte mir eine Maklerin zur Seite gestellt, die mit mir auf Wohnungssuche ging. Gleich unser erster Ausflug war erfolgreich.
Dafür hat mich dann die Entscheidung den Mietvertrag zu unterschreiben eine Woche lang gequält. Meine neue Wohnung ist deutlich kleiner als meine Berliner Wohnung; Downgraden ist nicht schön. Allerdings kostet die Wohnung 2,5mal soviel wie meine Berliner Wohnung, in dieser Hinsicht also ein Upgrade.

Als ehemalige Berliner bin ich mir bewusst, dass die Gegend in der man wohnt entscheidend ist. Ob man sagt: „Ich wohne im Prenzlauer Berg“ oder „Ich wohne in Kreuzberg“ oder „Ich wohne in Steglitz“ führt zu einer anderen Einschätzung durch den Gesprächspartner.

Die Wohnungssuche in San Francisco beschränkte sich auf Wohnungen in Fußwegweite zu den Haltestellen des Shuttle-Buses mit dem ich jeden Tag nach San Jose fahre.
Die sozio-kulturelle Stellung meiner Nachbarschaft habe ich nicht berücksichtigt.
Die Bezirke in San Francisco scheinen eher folkloristisch begrenzt zu sein, es gibt unterschiedliche Definitionen der Grenzen. Bis heute habe ich nicht herausgefunden, in welchem Stadtteil ich wohne.
Ich war der Meinung ich ziehe nach Mission, dann schien es mir eher Castro zu sein. Wikipedia sagt ich wohne in Lower Haight, auch bekannt als Haight-Fillmore, wiederum ein Unter-Bezirk von Hayes Valley.
Ich wohne also irgendwie „dazwischen“, ich kann die Zentren von Lower Haight, Castro und Mission in wenigen Minuten zu Fuss erreichen.

Lower Haight ist ein bisschen verranzt („postpunk, bohemian“ sagt wikipedia).
Angeblich soll man sich nachts besser nicht auf der Strasse aufhalten.
Restaurants sind Imbisse, Bars sind Kneipen, auffällig ist die Friseursalon-Dichte. Die Bewohner kleiden sich geschickt nachlässig, Männer tragen gerne einen Pete-Doherty Hut.

Einen Block südlich beginnt The Castro. The Castro ist nicht verranzt sondern recht chic und schwul. Es gibt sehr viele Restaurants und fast alle sehen gut aus.
Ganz toll ist das Castro Kino. Das Kino hat einen sehr schönen Vorführraum und der wird gut genutzt! Ich gehe auf jeden Fall zum "Animals Attacking Humans" All-Day Five-Film Feast im Juli.

Im unteren Teil vom Mission District sind alle Geschäfte spanisch betitelt, auf der Strasse hört man mehr spanisch als englisch. Der obere Teil von Mission, rund um die Valencia Street, gilt als yuppifiziert. Hier konzentrieren sich die Bars und Restaurant die man besucht wenn man in der New Economy arbeitet, es nicht ganz so gediegen, sondern noch ein bisschen authentisch haben will. Ich war da natürlich auch schon unterwegs.
Ein paar Fotos meiner neuen Nachbarschaft.

Die Identität der Stadtteile in San Francisco ist viel stärker als in Berlin, zehn Minuten Fußweg und das Straßenbild hat sich komplett geändert.
Bis jetzt finde ich, ich habe mich bei der Wohnungssuche gut entschieden, dass bleibt hoffentlich auch so, nachdem ich meine neue Gegend besser kennen gelernt habe.

Thursday, May 8, 2008

Siebendundsiebzig Kisten und eine halbe Flasche Sprudel

Laut Aussage eines lieben Freundes haben 80 % aller Social Network Profile entweder “Fight Club” oder “Gladiator” als Eintrag unter der Rubrik Lieblingsfilm. Das hat er während einer Wochenendrecherche herausgefunden.
In den zwei Wochen vor meiner Abreise aus Berlin musste ich gelegentlich an Fight Club denken. Noch relativ zu Anfang wird die Wohnung von Edward Norton in einer Gasexplosion vernichtet. Alle Ikea-Moebel und seine gesamte Garderobe verbrennen. Danach ist er frei, zieht mit Brad Pitt zusammen und plant den Zusammenbruch des internationalen Kreditwesens.Die Explosion sieht im Film so schick aus! Ein Knall und alles ist weg.

Ich musste ganz unschick selber meine Wohnung aufräeumen, um den guten Kram (mitnehmen) vom schlechten Kram (loswerden) zu trennen.
Zwei Fahrten zum Recyclinghof, gefühlte 100 Säcke für den Rote Kreuz-Container, zwanzig eBay- und Kijiji-Verkäufe später kamen die von der Umzugsagentur beauftragten Einpacker immer noch auf siebenundsiebzig Kisten.
Abgesehen vom Ausmisten musste ich bei meinem Umzug nicht selber Hand anlagen. Die Umzugsagentur hat den Rest erledigt. Alles wurde eingepackt, sogar mein alter Schrubber (hatte eine extra Kiste ganz für sich alleine) und eine angebrochene Flasche Sprudelwasser.

Meine siebenundsiebzig Kisten wurden in einen Seecontainer verladen, der wurde verplombt. So gesichert waren meine Kisten sechs Wochen unterwegs, danach musste ich ihnen wieder ein zu Hause bieten. Leider ist meine Wohung in San Francisco deutlich kleiner als meine Wohnung in Berlin. Irgendwie hat es aber geklappt, ich kann inzwischen wieder den Boden meiner Wohnung sehen.

“The things you own, end up owning you”, hört sich an, wie der Skype-Spruch von Leuten die Social Network-Profile vollständig ausfüllen, ist aber trotzdem wahr.

Ich ziehe um

Selbe Firma, neues Land.
San Jose statt Dreilinden, San Francisco statt Berlin. Eigentlich wollte noch Thomas, der geraden nach Sydney "relocatet" wurde, mitbloggen. Daher der Name (Ost=Sydney, West=San Francisco). Thomas hat jetzt aber seinen eigenen Blog. Berlin geht aber auch irgendwie als Ost durch und San Francisco ist eindeutig West, der Name passt trotzdem.